28.10.2015

Top Tipp für einen Sonntag in London

Wir haben ja jetzt schon eine Menge Besuch gehabt, gerade eben sind unsere Nachbarn aus Bad Vilbel wieder zurück geflogen. Und diese Gäste verlassen sich ja gerne auf unsere Expertise, was einen touristisch interessanten Ausflug nach London ausmacht. Deshalb hier mal auch als Dienstleistung an die geneigten Leser, die uns noch nicht besucht haben, ein Abriss für einen idealen Sonntag in London.

1. English Breakfast


Angefangen wird der Tag mit dem klassischen Frühstück englischer Art. Dies kann man in verschiedenen Pubs gerade sonntags morgens bekommen. Ein englisches Frühstück sollte zumindest ein Ei (Spiegelei oder "poached egg"), baked beans, black pudding, ein paar gebratene Pilze und Tomaten sowie einen Toast mit Orangenmarmelade aufweisen.


2. Besuch eines Marktes - Brick Lane

Nach dem Frühstück sollte man sich auf den Weg zu einem Sonntagsmarkt machen; wir empfehlen hier die Brick Lane. Immer noch der wohl quirligste Markt am Sonntag. Es gibt Alternativen wie Brixton oder Camden Lock, aber Brick Lane ist immer noch der Verrückteste und das Zentrum der Hipsterkultur am Sonntag.
Alte Kameras in der Brick Lane
Außer Kameras, Handtaschen, T-Shirts und Poster bietet der Brick Lane Market auch eine vortreffliche Auswahl an exotischen Essensständen. Wer schon immer mal lettisch oder peruanisch essen wollte, findet hier was er sucht.

Das ist ein Stand aus Sri Lanka

Somit ist auch gleich für das Mittagessen gesorgt - falls noch etwas nach dem English Breakfast reinpasst.

3. Die Dachterrasse bei St. Paul's


Nach dem Markt kann man sich auf den Weg westwärts machen und einen wunderbaren Blick über St. Paul's und Umgebung genießen. Direkt neben St. Paul's gibt es eine kleinere Shopping Mall (One New Change), die über eine Dachterrasse verfügt und einen atemberaubenden Blick auf St. Paul's und Umgebung zulässt.
Bei Sonnenuntergang noch besser
Wer also verpasst hat, sich Tickets für unsere andere Empfehlung, den Sky Garden, zu besorgen, kann hier einen Blick auf das Londoner Panorama werfen. Die Dachterrasse ist auch gratis und kann ohne vorherige Reservierung besucht werden. Am besten man sucht im Shopping Center direkt den Aufzug, fährt mit diesem in den 6. Stock und staunt dort dann Bauklötze. Es gibt auch eine schicke Bar auf der Terrasse, so dass man bei einem Cocktail über die Schönheit von St. Paul's diskutieren kann.

4. Millenium Bridge

Wo man jetzt schon mal in der Gegend ist, kann man auch gleich noch von St. Paul's aus über die Millenium Bridge zur Tate Modern flanieren.

Voll ist es hier fast immer
Wer will macht einen Abstecher in die Tate Modern (gratis wie fast alle Museen in London) und schaut sich einen Picasso oder auch eine Beuys-Installation an.

Picasso for free
Wer sich nicht so für Kunst interessiert, kann sich auch einfach weiter an der Southbank entlang der Themse treiben lassen.

5. Abends zum krönenden Abschluss in den Pub

Den Abend beschließt man dann am besten bei einem Bier oder Cider in einem der vielen guten Pubs. Dazu entweder einen Burger oder besser noch Fish & Chips.
Das ist ein sehr netter in Richmond, aber auch in der Londoner Innenstadt gibt es gute Pubs
Und dann lässt man den Tag Revue passieren und diskutiert wieso nicht jeden Tag Sonntag ist.

16.10.2015

Squeeze 2015

Wer hätte das gedacht. In den 80igern als wir alle noch wild und ungezähmt waren, habe ich so viel Musik konsumiert, dass ich den Keller in Bad Vilbel immer noch voll habe. Besonders geliebt habe ich Joe Jackson, The Specials, Madness und vor allem Squeeze. Und nach dem wir dieses Jahr schon Specials, Madness gesehen haben, ist Squeeze auf einmal wieder da und top-aktuell. Nach 17 Jahren Abstinenz haben sie wieder eine neue Platte (sagt man das heute noch?) aufgenommen und haben auch die Musik zu einer feinen, kleinen Serie auf BBC beigesteuert. Der Titelsong für die Serie ist auch gleichzeitig der Namensgeber für das neue Album.


Jünger sind auch die Musiker von Squeeze natürlich nicht geworden, aber immer noch sehr aktiv hier. Und weil wir in London natürlich alles mitnehmen was angeboten wird, stand jetzt ganz oben auf der Londoner Bucket List ein Konzert mit Squeeze in der Royal Albert Hall.

Royal Albert Hall, London - Nov 2012 by Diliff - Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Commons.
Und das war dann gestern und es war natürlich super (sonst würde ich hier gar nicht drüber schreiben). Wie schon bei den bisherigen Konzerten hier in London ist für uns als zurückhaltende Deutsche überraschend wie sehr die Engländer bei solchen Konzerten mitgehen.

Es füllt sich gerade
Obwohl die Songs von Squeeze nicht gerade einfach gestrickt sind, wurde bei den grossen Hits mitgesungen und in der altehrwürdigen Royal Albert Hall auch getanzt. Bei manchen der Herrschaften musste man ein wenig Sorgen haben, ob das ihr Herz noch mitmacht, aber die Stimmung war klasse.

Difford und Tilbrook
Der Sound war so lala. Ich schätze mal, dass die Royal Albert Hall damals nicht für New-Wave-Konzerte gebaut wurde. Aber die Lightshow war super, die Band war gut aufgelegt und steigerte sich in einen echten Spielrausch rein.
Nach so einem Konzert denke ich gerne über ein weiteres Jahr in London nach, es gibt ja noch soviel zu sehen...

Hier noch als Bonus Track der aktuelle "Hit" von Squeeze - "Happy Days"


15.10.2015

Great British Bake Off - unser zweites Mal

Über Fernsehen in England habe ich hier in dem Blog ja schon mal geschrieben. Hier mal über eine ganz spezielle Sendung, die uns jetzt schon im zweiten Jahr begleitet:


Als wir vor einem Jahr hier ankamen, war eines der Highlights im Fernsehprogramm das damals laufende Great British Bake Off 2014. Letztes Jahr war dieser Wettbewerb schon im fünften Jahr und gerade von BBC Two auf BBC One gewechselt, weil es in den Jahren davor schon so erfolgreich war.

Um mal zu zeigen wie erfolgreich die Sendung ist, hier die Top 3 Fernsehsendungen in England von 2014:
  1. Fußball Uruguay - England WM (wobei England übrigens verloren hat und ausgeschieden ist) - 13,9 Millionen Zuschauer
  2. Finale "Great British Bake Off" -  13,5 Millionen Zuschauer
  3. Sherlock, eine Folge der BBC Serie mit Benedict Cumberbatch - 12.7 Millionen Zuschauer
The Great British Bake Off ist eigentlich eine einfache Talentshow, so wie Masterchef oder auch "Das Supertalent". Allerdings geht es nur um Backen und der beste Bäcker bekommt keine eigene Show, eine Million oder ähnliches, dem Sieger winkt gerade mal der Titel und eine Kuchenplatte.
Das ganze findet in einem großen Zelt in einem englischen Park statt und wird von zwei "Comediennes" (Mel & Sue) moderiert.

Rechts Sue & Mel, links die Juroren Paul Hollywood und Marry Berry

Die Kuchen werden von zwei mehr oder minder bekannten Bäckern, Mary Berry und Paul Hollywood, bewertet. Diese zwei geben auch die Aufgaben vor und entscheiden am Ende jeder Sendung wer ausscheidet und wer den Titel Star Baker (also bester Bäcker der Folge) bekommt. Im Finale treten dann, die noch verbliebenen letzten drei Bäcker gegeneinander an und nur der beste wird dann benannt, es gibt keinen zweiten oder dritten Platz.
In jeder Folge backen die Teilnehmer sich durch drei Aufgaben, als da wären
  1. die Signature Challenge: Ein thematisch vorgegebenes Gebäck, bei dem Rezept und Zutaten den Teilnehmern überlassen wird, es muss nur ein paar Kriterien genügen, z.B. Blätterteig mit Fruchtfüllung
  2. die Technical Challenge: Hier werden Rezept und Zutaten sehr genau vorgegeben, die Teilnehmer bekommen eine begrenzte Menge an Zutaten und ein rudimentäres Rezept. Den Rest müssen die Bäcker dann durch Erfahrung oder Gespür selber herausbekommen
  3. die Showstopper Challenge: Hier geht es jetzt darum die Juroren zu beeindrucken. Funktioniert wie die Signature Challenge, nur haben die Teilnehmer mehr Zeit und dementsprechend bombastisch wird dann auch das Ergebnis

Und wieso ist das jetzt spannend? 

Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Ich schätze mal hier kommen viele Sachen zusammen. Das Ganze geht für einen Wettstreit sehr entspannt zu, die Teilnehmer helfen sich sogar gegenseitig, die Moderatoren agieren eher zurückhaltend bis auf das etwas nervige Startkommando: Get - Set - Baaaake! und fast alle Teilnehmer kommen sehr sympathisch rüber. Und vielleicht ist ja das Backen wirklich eine sehr angenehmer Britischer Wesenszug.


Die Ausstrahlung der Folgen war immer am Mittwoch. Jeden Freitag gab es dann auf BBC 2 noch eine humorige Nachlese der letzten Folge, bei der dann auch der als letzte ausgeschiedene Bäcker noch einmal auftritt und die besten Momente vom Mittwoch erörtert werden. Alles rundum sehr sympathisch.
In UK hat das natürlich zu einem neuen Back-Boom geführt, die Umsätze von Backbücher und Zutaten gehen durch die Decke, die beiden Backjuroren verkaufen was das Zeug hält und die beiden Moderatorinnen sind natürlich auch in anderen Sendungen sehr gefragt.
Für uns war es beim zweiten Mal immer noch eine Sendung zum Mitfiebern. Wir haben alle Folgen aufgenommen und geschaut wann gerade Zeit war. Fast jeder von uns hatte einen Favorit und das Finale war auch diesmal die Krönung. Wer will kann sich alle Folgen noch auf Youtube (wenn auch in schlechter Qualität) anschauen, da Bake Off seinen eigenen YouTube-Kanal hat. Jetzt denken wir schon über Great British Bake Off 2016 nach und wie wir das dann in Deutschland sehen können.

09.10.2015

Rugby World Cup 2015 - das lief eher suboptimal

Es hätte so schön werden können; World Cup in Rugby in England mit dem Finale bei uns um die Ecke in Twickenham.

Anton und Elan vorm Twickenham Rugby Stadion: The Home of England Rugby

Ganz England war zwei Wochen im Rugby-Rausch. Alle Werbung war auf Rugby ausgerichtet, die Werbegeschenke waren alle nur noch Ei-förmig und Waterloo-Station zugepflastert mit Rugby-Plakaten.

Zuerst sah es noch ganz gut aus. Ziemlich sicher gewann England das erste Spiel hier in Twickenham gegen Fiji 35-11. Und dann versemmelte England alle seine Chancen, in dem die Mannschaft erst Wales und dann auch noch Australien unterlag.
Ausgeschieden in der Vorrunde, was für ein Debakel.
Vielleicht sollte Großbritannien sich überlegen, ob sie nicht als komplettes Land bessere Chancen hat. Wales und eventuell sogar Schottland sind wohl weiter dabei, nur England hat es erwischt. Gottseidank nehmen es die Engländer sportlich, sind ja Kummer gewohnt. Da erfinden die andauernd neue Sportarten (Cricket, Tennis, Rugby, Fußball), bringen diese in die weite Welt und verlieren dann am Ende gegen ihre eigenen Schüler. Derzeit Top sind die Engländer noch in Darts, Snooker und vor allem Bowls.
Bowling Green im Battersea Park
Aber warte nur ein Weilchen England, dann gewinnt Fiji auch noch die Bowls Meisterschaften.

Kew im Herbst

Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah: Auch im zweiten Jahr hier in London haben wir eine Jahreskarte für die Royal Botanic Gardens in Kew gekauft und können da immer noch Ein- und Ausgehen.
Immer wieder klasse: Das Palmenhaus
Und dazu haben wir auch noch eine bald auslaufende Mitgliedschaft für die Historic Royal Palaces und zu denen gehört der Kew Palace, ein Palast in Kew Garden. D.h. wer in den Kew Palace will, muss erst einmal Eintritt für den Kew Garden und dann noch ein zweites Mal für den Kew Palace bezahlen. Wir Sparfüchse kommen natürlich in beides gratis rein.
Ein richtiger Palast ist der Kew Palace nicht, eher ein Wohnhaus für die königliche Familie von King George III.

Puppenstube im Kew Palace
Das Haus war nicht zum Repräsentieren gedacht, sondern eher ein Rückzuggebiet für die Familie des kranken König (der war nämlich ein bisschen Gaga). So gibt es in dem Palast keine grossen Prunkzimmer oder riesige Säle sondern kleine praktikable Zimmer und überschaubare Flure.

Hier der Salon
Und wir hatten Glück. Kew Palace ist inzwischen für die Wintermonate geschlossen und macht erst wieder im Frühjahr auf.
Nach dem Besuch des Palace sind wir dann noch durch den herbstlichen Kew Garden und haben mit Nora (meine Nichte, die z. Z. bei uns wohnt) den Treetop Walkway bezwungen.

Auf der anderen Seite kann man, wenn man ganz genau hinschaut, Antja und Nora erkennen

04.10.2015

Pferderennen und Madness Konzert - One Step Beyond


Da wir gerade so schön bei Konzerten sind, gleich noch ein zweites, ganz besonderes hinterher. Und zwar zieht derzeit die Ska-Band Madness (für die spät geborenen unter den Lesern: Das war eine der Top-Bands in den 80ern) über die Pferderennbahnen Englands und tritt nach dem Renntag gleich neben der Rennbahn auf. Tickets sind für beide Events gültig.

Hier gibt es noch klassische Buchmacher

Somit konnten wir gleich zwei englische Freizeitbeschäftigungen mit einem Besuch bewundern, Pferderennen und -wetten, sowie das Mitsingen bei Open Air Konzerten. Die gewählte Rennbahn war jetzt nicht gleich Ascot sondern der Newbury Racecourse ca. 80 Meilen westlich von unserem Zuhause und London. Das Wetter war ausnahmsweise wieder super und so haben wir uns an einem Samstag Mittag in Newbury mit vielen anderen am Eingang in einer Schlange wiedergefunden.
Das Publikum war etwas anders als wir es von Londoner Events gewohnt sind, sehr englisch, nicht so international. Die Damen hat sich aufgehübscht, die Herren waren noch recht rustikal.
Zusammen mit dem Ticket hatten wir Gutscheine für Essen und Trinken und natürlich Gutscheine zum Wetten bekommen. Auf dem Wettzettel standen 7 oder 8 Rennen, da galt es sich schnell kundig zu machen, wie das Wetten funktioniert und natürlich die richtigen Pferde auszuwählen.
Hier am Führring haben wir uns die Pferde ausgesucht
Da wir von Pferden und Galopprennen etwa soviel Ahnung haben wie von balinesicher Tempeltanzkunst, haben wir gleich einfach nach Gutdünken und Aussehen der Pferde entschieden. Folgerichtig haben wir mal gewonnen und mal verloren, wie es sich gehört und am Ende tatsächlich mehr als den Einsatz wieder rausgeholt, als wir im letzten Rennen auf das einzige deutsche Pferd im Rennen gesetzt haben.
Der vordere ist unser Favorit
Unsere Verzehrgutscheine zu verwenden war da schon schwieriger. Überall waren mittelgrosse Schlangen für die Essensstände, wie für Getränke. Manche schienen da auf Nummer sicher zu gehen:
Die Herren dachte sich: "Better safe than sorry"
Und für unsere Pies haben wir bestimmt eine halbe Stunde angestanden. Dazu muss man auch wissen, dass es auf der Rennbahn auch eine Klassengesellschaft gibt; insgesamt drei verschieden Tribünenarten gab es und wir waren natürlich auf den billigsten Plätzen. Dort gibt es dann das einfachere Essen, die längeren Schlangen und man unterliegt keinem speziellen Dresscode. Am Ende des Renntags gingen dann die Schranken auf und wir durften auch in die etwas feineren Abteilungen.
Um kurz nach fünf fing dann recht pünktlich das Konzert an.
"One Step Beyond"
Ich kannte ja Madness noch aus der "guten alten Zeit"©, aber trotz mittlerweile 35 Jahren Bandgeschichte, erschien mir die Band immer noch sehr gut aufgelegt und gar nicht so routiniert wie erwartet. Das Publikum war wie immer bei den Konzerten, die wir hier in England besucht haben, voll dabei und die Umgebung mit Rennbahn und Wald war einfach superb.

Als das Konzert losging habe ich dann noch festgestellt, dass ich meine Kamera irgendwo liegen gelassen habe. Aber Wunder oh Wunder wir haben sie bei der Rezeption zurückerhalten, sonst hätten wir hier auch nicht so schöne Fotos.

Die Rückfahrt zog sich etwas, dank Wochenendstau aber das hat sich auf jeden Fall gelohnt, ich habe sogar einen Sonnenbrand auf der Nase mitgebracht.