27.05.2016

Ausflug nach Eastbourne (Teil 2)

(Hier geht die Geschichte weiter von unserem Ausflug nach Eastbourne. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, kann das hier tun)

Am nächsten Morgen sind wir zum English Breakfast in den Speisesaal, haben uns den Bauch mit Beans und Ham, Eiern und gebratenen Pilzen voll geschlagen und uns dann entschieden, statt weiter Seeluft zu schnuppern noch andere Häuser des National Trust hier in East Sussex anzuschauen. Also haben wir ausgecheckt und uns auf den Weg nach Alfriston gemacht.

Markplatz Alfriston - so stellt man sich ein englisches Dorf vor
Alfriston ist deswegen besonders, weil es erstens ein nettes gut erhaltenes englisches Dorf ist und zweitens weil hier das erste Haus, das der National Trust erworben hat, steht. Und das wollten wir uns natürlich ansehen. Wir hatten auf dem Touristenparkplatz geparkt und sind dann zu Fuß durch das Örtchen zum Alfriston Clergy House spaziert.

Die Kirche in Alfriston
Das Haus an sich ist verglichen mit den historischen Häusern des National Trust eher unspektakulär. Vielmehr die Geschichte des Hauses ist das Besondere daran. Als das Haus Ende des 19 Jahrhunderts abgerissen werden sollte, entstand aus dem Bemühen dieses und andere Häuser in England zu erhalten der National Trust. Für gerade mal 10 Pfund kaufte eine Gruppe von historisch Interessierten diese Haus und damit entstand der National Trust.

Antja im Garten des Alfriston Clergy House
Das Haus stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde im Laufe der Jahre immer wieder umgestaltet. Innen drin ist es eher spärlich ausgestattet. Der Garten ist wie immer in England sehr ansehnlich angelegt, eine echte Wohltat.
In Alfriston haben wir noch ein paar alte Innendesign-Zeitschriften gekauft, da wir unser Haus in Bad Vilbel etwas englischer gestalten wollen und sind dann weiter zum nächsten National Trust Haus.
Unsere Wahl fiel diesmal auf das Cottage der Eheleute Woolf, Virginia und Leonard Woolf.

Rechts unter der Magnolie ist das Grab von Virginia Woolf
Da das Haus erst mittags öffnet, haben wir uns die Zeit im Garten vertrieben, der an sich schon entzückend ist. Sogar ein Bowling Green war vorhanden und ein Gartenhäuschen mit Arbeitszimmer. Um 13:00 Uhr wurden wir dann auch in das Cottage gelassen, das einen verträumten liebenswerten Eindruck macht. Auch hier war alles möglichst noch so, wie es zu Virginias Zeiten aussah.

Bei Woolfs im Wohnzimmer
Die Damen, die als Freiwillige das Haus hüten, gaben bereitwillig Anekdoten und Hintergrundwissen zum Besten, wohl auch erfreut darüber, dass die Besucher sich für Solches interessieren.

Kamin in Virginias Schlafzimmer
Und da wir noch Zeit hatten, haben wir uns noch auf den Weg zum Standon House gemacht, das Haus eines reichen Anwalts aus Birmingham. Ende des 19. Jahrhunderst wurde dieses Haus als Landsitz in East Sussex gebaut und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.

Ein Snookertisch im passenden Ambiente
Welch ein Kontrast zum vorherigen Cottage der Eheleute Woolf. Das Standen House ist einer der Hauptattraktionen in der Gegend und so war es nicht verwunderlich, das wir erst einmal ca. 20 Minuten auf einen Parkplatz warten mussten. Dazu standen wir vor dem Haus in der Einfahrt mit offenem Verdeck und stöberten in den Einrichtungszeitschriften. Bei so viel Inspiration denkt man automatisch über Umbauten nach. Mal sehen ob noch ein Kamin in unser Haus passt, oder ein Perserteppich und ein Kuhfell, ganz zu schweigen von einem Snookertisch.
Dann endlich angekommen, haben wir uns ins Getümmel gestürzt und die Tour durchs Haus gemacht.
Eines der Wohnzimmer der Familie
Da das Haus den Erben der Familie zu teuer im Unterhalt wurde, hatten sie es Mitte des 20. Jahrhundert dem National Trust vermacht und dadurch ist vieles vom Mobiliar noch erhalten. Auffallend war, dass das Haus trotz der Größe sehr wohnlich gestaltet war, ein Familienhaus zum Wohnen und nicht zum Protzen.
Um das Haus herum erstreckt sich mal wieder ein riesiger Park und dazu gab es auch noch eine Tulpenschau, der Engländer liebt halt Gartenausstellungen und wir jetzt auch.

Tulpenpracht
Nach einem Rundgang durch den Garten mit entsprechender Würdigung der historischen Tulpensorten haben wir uns dann auf den Heimweg Richtung Richmond gemacht und den Kurzurlaub bei einem Glas IPA bzw. Cider ausklingen lassen.



Kurztrip nach Eastbourne (Teil1)

Am letzten Bank Holiday Weekend Anfang Mai sind Antja und ich nach Eastbourne gefahren, um noch einmal diese etwas schräge Stimmung in den typischen englischen Küstenstädten mit zu bekommen und um eine dieser Motorshows zu besuchen. Dann hat sich das aber auch zu einem National Trust Marathon entwickelt. Aber der Reihe nach.
Die Promenade vor unserem Hotel

In England gibt es ja nicht viele Feiertage, das sind die beiden May Bank Holidays - die Montage nach dem ersten und letzten Mai-Wochenende, ein Feiertag im August und Weihnachten und Ostern. An diesem ersten Mai-Wochenende ist Anton zu einem Freund nach Amsterdam geflogen und da hat es uns auch nicht mehr in Richmond gehalten und wir sind kurz entschlossen nach Eastbourne gefahren. Ein Auslöser war die Magnificent Motors Autoshow direkt am Strand in Eastbourne und dazu einfach mal wieder Seeluft schnuppern.
Bis in die 1970-ger war Urlaub in England eigentlich immer ein-zwei Wochen in einem der vielen Seebäder, z.B. Brighton, Bournemouth, Blackpool oder halt Eastbourne. Und in jedem dieser Orte gehört zur Grundausstattung ein Pier mit Amusement-Hall, eine Promenade, große alte Hotels direkt an der Promenade, Bingo-Hallen und Fish & Chips.

Der Pier von Eastbourne
Irgendwann begannen die Engländer sich wie die Deutschen immer weiter weg zu orientieren und so verbringen die Engländer ihre Urlaube inzwischen im Mittelmeerraum oder noch weiter weg. Die Einrichtungen in den englischen Seebädern haben so einen etwas angestaubten Charme und der Zahn der Zeit nagt ganz schön an den alten Hotelburgen und Piers.
Wir hatten uns ein billiges Zimmer in einem dieser alten Hotels gesucht und waren ganz zufrieden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Abends haben wir noch versucht einen netten Pub wie in London zu finden, aber solche sind in Eastbourne nicht so dicht gesäht. Am Ende haben wir einen Pub gefunden, mussten uns aber mit dem Essen beeilen, da der DJ für die Freitag Abend Disko im Pub gerade dort aufbaute, wo wir saßen.

Hier mal so ein klassisches Hotel

Am nächsten Morgen haben wir das klassische English Breakfast in einem nostalgisch anmutenden Speisesaal genossen und sind dann an der Promenade entlang zur Motorshow spaziert.
Die Motorshow war dann auch ganz ausgezeichnet, schön auf einem grünen Hügel direkt am Strand und mir hat es Leid getan, dass ich nicht mit dem Robin gekommen bin.

Bond Bug und Reliant Regal
Gleich am Eingang standen zwei Ikonen der Reliantkultur, der schicke Bond Bug und der Vorgänger meines Robins der Reliant Regal. Mit dem Besitzer des Regals habe ich mich natürlich ausgetauscht, so von Reliant-Besitzer zu Reliant-Besitzer.
Aber auch sonst gab es einiges zu sehen. Z.B. feine klassische Aston Martins oder auch alte Austins und Morris, die noch aus der Nachkriegszeit stammen.

Morris mit Kühleranzeiger
Und dann dazwischen auch eher jüngere Autos aus den Neunzigern und die Tunergemeinde mit aufgebrezelten Golfs und Saxos. Diese Mischung geht hier in England, in Deutschland ist man bei diesen Shows sehr selektiv, d.h. da darf nicht jeder einfach sein Auto hinstellen.
Nach dem schönen Rundgang haben wir uns überlegt mal wieder einen interessanten National Trust Besitz anzusteuern und so fiel unsere Wahl auf das Bateman's, das ehemalige Landhaus von Rudyard Kipling, etwa 25 Meilen von Eastbourne entfernt.

Bateman's von aussen
Das Haus war wie fast alle dieser Landsitze umgeben von einem parkähnlichen Garten und dank National Trust in einem ausgezeichneten Zustand. Viele der Möbel im Haus waren noch original Einrichtungen, die von Kipling und seiner Familie angeschafft wurden. Der Höhepunkt war hier das Arbeitszimmer Kiplings.

Kipling war ein recht unordentlicher Schriftsteller
Im Nachbarzimmer waren auch viele der Auszeichnungen und Memorabilien Kiplings ausgestellt unter anderem seine Nobelpreisurkunde (ich wusste gar nicht, dass er einen bekommen hat). Nach einem Spaziergang durch den Park und ein paar stärkenden Scones, haben wir uns wieder auf den Weg nach Eastbourne gemacht und wieder einige Schwierigkeiten gehabt einen Pub für das Abendessen zu finden. Dafür konnten wir anschließend noch im Nachbarhotel im Keller beim lokalen Snookerclub ein paar Runden unsere Unfähigkeit im Einlochen unter Beweis stellen und sind dann wieder in unser plüschiges Hotelzimmer zurück.


Der Tisch ist aber auch verdammt groß
weiter geht es im zweiten Teil...

24.05.2016

Royal Opera

Das war auch so ein lang gehegter Wunsch, den wir uns endlich erfüllt haben. La Traviata im Royal Opera House,  und erstaunlicherweise war es gar nicht so teuer. Allerdings haben wir auch sehr weit oben gesessen. Dann war die Karte mit 30 Pfund noch erschwinglich.

Die Bühne weit weg
Anders als in Deutschland ist die Royal Opera in London nicht so sehr ein Magnet für Abonnenten, sondern eine Alternative zum Musical im Westend und damit stark von Touristen und Schulklassen frequentiert.
Das Theater selbst ist ähnlich wie die Musical-Theater sehr plüschig und riesig.

Blick in den Innenraum
Das Ensemble war gut, wenn auch nicht großartig. Dafür war die Akustik auch auf den billigen Plätzen (also bei uns) sehr gut und trotz Entfernung hatte man noch was vom Stück. Die Inszenierung war dann eher klassisch, aber in der Royal Opera erwartet man wohl auch nicht experimentelles Musik-Theater. Also wir waren mehr als zufrieden.
So sieht das Foyer aus
Zum Schluss sind wir noch durch die verschiedenen Foyers gegangen und haben noch versucht hier und da einen Einblick zu bekommen und dann ging es wieder zurück nach Richmond.
Fazit: Frankfurts Oper ist künstlerisch besser, aber gegen den tollen Plüsch und die abgedrehte Deko wirkt Frankfurt doch etwas sehr sachlich.

23.05.2016

Open Garden Petersham

Am Sonntag war "Open Garden Petersham" da haben sich Stefan und ich auf die Räder geschwungen und uns alle 12 Gärten angesehen. Open Garden ist hier eine stehende Einrichtung, bei der Garten- und Hausbesitzer ihre Türen öffnen und jedermann Einblick in ihre Gärten gewähren. Also eine gute Gelegenheit sich mal ein Bild von der Gartenbaukunst in Richmond zu machen.
Die Häuser waren durchnummeriert und zu Beginn bekam man einen Plan mit den offenen Gärten. Angefangen bei der Nummer 1, da war uns die Schlange am Einlass um kurz nach 11 schon zu lang und wir sind gleich weiter zur 2, dem Rosebank am Durchgang zur Petersham Nursery. Sonst kann man hier nur eine Mauer sehen, aber da hinter ist es richtig schön gepflegt, eine schöne Größe, überschaubar und sehr schön gestaltet, neben dem englischen Rasen sind gemütliche Platze mit Bänken neben vielseitigen Blumenbeeten. Aus dem Wintergarten mit der Küche hat man einen schönen Blick in den Garten.


Weiter an den Pferdekoppeln entlang zur Petersham Church. Die war noch offen vom gerade beendeten Gottesdienst, und schon am Eingang wunderschön mit viel Blumen geschmückt wie auch innen drin, durch die Hochzeit der Tochter von der Petersham Nursery. Eine schöne Kirche die ihren Ursprung im 12. Jahrhundert hat. Früher hatte jede Familie einen eigenen Bereich, eine Box nach oben offen mit einer kleinen Tür die abgeschlossen werden konnte. Oben auf den Emporen waren weitere Sitzplätze.


Bei dem schönen Wetter hatten wir einen wunderbaren Einblick in viele Gärten und zum Teil auch Parkanlagen. Fast alle hatten etwas Wasser dabei, einen kleinen Springbrunnen, einen Teich, einen Bachlauf... Wasser ist etwas sehr interessantes im Garten.
Zu vielen Häusern gehörte auch ein oft über Jahre gewachsener Blauregen, wo die Wurzel von den Ranken oft weit entfernt waren, dass das Wasser so weit klettern ist ist schon erstaunlich.


Es gab auch Haustiere zu sehen, neben Hunden, Katzen und Hühnern sogar Schweinchen.


Architektonisch haben wir ein ausgedehntes Spektrum verschiedenster Baustile gesehen. Neben schönen englischen, großen viktorianischen Häusern, moderne Design Häuser, Villen mit Parkanlagen, es war sehr viel vertreten.
Kaum zu glauben über was für große Gärten die Häuser in dieser Region zum Teil verfügen, das hätte ich nicht vermutet.

Je später es wurde desto mehr strömten die Besucher durch die Straßen, was an einigen Ecken zu sehr dichtem Verkehr geführt hat und dann auch langsam ungemütlich wurde.
Nach dem wir dann bei Nummer 7 dem letzten Haus unserer Besichtigung durch waren, sind wir so um 2 Uhr in das New Inn geradelt und haben uns dort im Garten bei Nachos, Houmusplatte, Bier und Cidre gestärkt.
Zum Abschluss haben wir einen Espresso aus unserer schicken neuen Maschine in unserem eigenen Garten auf der Bank genossen.