30.12.2015

Pubs in England - ein Lobpreis

Wer ab und zu auch mal in das Mobile-Blog reinschaut oder auch die Bilder, die nach Facebook wandern, wird sehen, dass wir recht häufig in Pubs gehen, und das liegt nicht in erster Linie daran, dass wir Quartalssäufer sind, sondern daran, dass die Pubs in England wirklich netter, gemütlicher und einladender als die meisten Kneipen in Deutschland sind. Deshalb hier ein Lob auf all die wunderschönen und ansprechenden Pubs und der durch sie transportierten Kultur. So isses nämlich, Pubs sind nicht nur einfach Orte in denen man es sich gut gehen lässt und sich ein IPA hinter die Binde gießt, nein sie sind auch Teil der englischen Kultur und werden entsprechend gepflegt. Viele der Pubs stehen inzwischen sogar unter Denkmalschutz.
Orange Tree Pub in Richmond (2nd Grade = denkmalgeschützt)

Was macht diese Pubs so liebenswert? Als erstes ist es die Einrichtung. Idealerweise ist ein Pub gestaltet wie ein großes Wohnzimmer mit vielen Ledersofas, flauschigen Teppichen, einem großen Kamin, niemals einfach nur rechteckig, sondern mit Nischen und Nebenzimmern und in der Mitte findet man dann das Schmuckstück, eine große Theke aus Eichenholz.

Tresen im New Inn in Ham

Getränke und auch Essen bestellt man immer an der Theke. An den Tisch kommt die Bedienung nur ab und zu vorbei, um abzuräumen und um bestelltes Essen zu bringen. Gute Pubs verfügen im Schnitt über mindestens 10 verschieden Biersorten vom Zapfhahn und mindestens zwei Cider ebenfalls aus dem Hahn. Bei den Bieren wird unterschieden zwischen Lager, Stout, Bitter und Ale. Und da die Engländer sich gerne international gibt, findet man auch zwei oder drei Importbiere darunter, z.B. Peroni, Stella Artois, Heineken. Kann man auch trinken, besser aber man bleibt bei den lokalen Bieren und noch besser bei Bieren aus kleinen Brauereien, wie z.B. das vortreffliche Punk IPA von Brewdog oder das Camden Pale Ale aus der Camden Town Brewery. Wem das nicht ausreicht für den gibt es noch jede Menge Biere und Ciders aus der Flasche und natürlich bietet ein Pub auch Wein und sogar Prosecco, davon ist in England aber eher abzuraten (zu teuer, zu süß).


Bier und Cider wird traditionell im Pint oder auch im halben Pint ausgeschenkt (ein Pint = 568 ml) und traditionell wird das Glas auch immer randvoll gemacht, so dass man gar keine Chance hat, das Bier oder den Cider ohne Verschütten von der Theke zum Tisch zu bringen. Also trinkt man schon mal ein paar Schlucke an der Theke ab. Dass das Glas immer randvoll gemacht wird, liegt auch daran, dass die Engländer den Eichstrich für Teufelszeug halten und hier niemand Schaum trinken möchte, außer vielleicht bei einem frischen Guinness.

Links ein randvoller Cider und rechts ein IPA

Beim Essen sollte man jetzt keine kulinarischen Sensationen erwarten. Die typische Pub-Küche umfasst meistens 5-10 Starters und noch einmal so viele Mains, der eigentliche Hauptgang. Dazu gehört meistens ein Burger (Cheese-, Gourmet-, Ham- oder was auch immer-Burger), das klassische Fish & Chips und mindestens ein vegetarisches Gericht.
Fish & Chips wird meistens in der Karte unter anderem Namen getarnt z.B. "Battered haddock with hand salted triple-cooked chunky chips" oder "Smoothly beer-battered cod with our own version of tasty fries". Wenn man diesen dann bestellen will, entspannt sich in etwa dieser Dialog:
Ich: "I would like to have the Battered Haddock"
Waiter: "Ok, one Fish & Chips for you"

Eine gute Alternative zu Fish & Chips: Fish-Board für zwei

Nachtisch, Dessert, gibt es natürlich auch und die haben es oft in sich, kalorienmäßig. Kann man aber fast immer empfehlen, am besten man teilt sich was.

Nicht alle Pubs haben jeden Tag auch warmes Essen im Angebot, und wer nur was knabbern will bestellt zu seinem Bier dann Chips (engl. crisps) oder auch Nüsse dazu. Immer wieder gut, natürlich die klassischen Salt & Vinegar Crisps.
Und dabei kommt man wie so oft in England sehr leicht ins Gespräch mit dem Nebenmann an der Theke oder auch am Nachbartisch. Anders als in Deutschland ist in jedem Pub das Publikum wild gemischt. Es gibt keine Pubs für die Jungen und andere für die Älteren. In den beliebtesten Pubs treffen hier die Bauarbeiter beim Feierabendbier auf die Banker die noch ein Lager mit Kollegen trinken, bevor sie sich in den Vorortzug setzen. Und dann mischt es sich auch wirklich. Trennendes Element hier ist nicht Klassenzugehörigkeit, Geschlecht oder Alter sondern dann am ehesten der Fußballklub, also Arsenal, Chelsea oder Tottenham.

Tap on the Line, Kew
Und so ist jeder eingeladen einen Abend in einem der vielen schönen Pubs hier zuzubringen. Ein oder zwei Pints, einen guten Burger und dann noch einen "spotted dick" und schon gehört man dazu. Übrigens ist das bei uns auch schon Standard, dass wir Besuch als erstes mit in einen unserer Lieblings-Pubs mitnehmen.



22.12.2015

Caro Emerald im Hammersmith Apollo - a night like this

und gleich noch ein Konzert hinterher.
Was haben wir schon alles hier gesehen, dieses Jahr war prall gefüllt mit ganz ausgezeichneten Konzerten: Calexico in Shepherd's Bush, Mark Knopfler in der O2 Arena, Great Lake Swimmer in Hoxton, Specials, Madness und für mich der bisherige Höhepunkt Squeeze in der Royal Albert Hall. Zum Ende des Jahres sind wir das etwas ruhiger angegangen und haben noch Caro Emerald im Hammersmith Apollo angeschaut.
Guter Titel: A Night like this
Das Hammersmith Apollo ist als Veranstaltungsort für uns super, nicht nur dass es schön plüschig und gemütlich ist, es ist auch von Richmond innerhalb von nur einer halbe Stunde erreichbar. Caro Emerald war glücklich im schönen Apollo auftreten zu dürfen und wir waren glücklich dabei zu sein. Die Band war erste Sahne, der Sound ganz ausgezeichnet abgemischt und der Abend ein voller Erfolg. Für mich fehlt es bei den meisten Songs von Caro Emerald etwas an Tiefe, das tut aber dem Genuss kaum Abbruch. Ist eher so ein mäkliger Intellektuellenkommentar.


Viele gute Swingklassiker gemischt mit einer sympathischen Bühnenshow, was will man mehr.
Danke Caro, danke Band!

20.12.2015

Rugby in Twickenham

...und so schnell kann es gehen. Kaum habe ich ein Rugby-Match auf unsere Bucket List gesetzt, bekommen wir Freikarten für ein Spiel der Harlequins.

Links Cavisano - rechts die Harlequins aus Richmond

Die Harlequins sind der lokale Rugby Club aus Richmond, der in der ersten Liga spielt und auch international mitmischt.  Das Stadion der Harlequins, The Stoop,  steht genauso wie das englische Nationalheiligtum des Rugbys in Twickenham, einem Stadtteil von Richmond, und ist nur einen Steinwurf vom anderen Stadion entfernt.
Hinten zwischen den Tannen das ist das große Rugby Stadion

Wir hatten Karten für das Spiel Harlequins gegen Calvisano, eine italienische Mannschaft, die im Hinspiel in Italien schon 10-50 verloren hatten. Die armen Italiener waren jetzt nach London gefahren, um es etwas besser zu machen. Wir hatten uns ja schon mal beim 6-Nations-Cup im Frühjahr und beim World Cup im September etwas in die Materie eingearbeitet, so dass wir inzwischen schon etwas mehr vom Spielablauf verstehen, aber trotzdem ist es noch ein vertracktes Spiel.
Die Karten haben wir über die Deutsche Börse bekommen, die im Harlequin Stadion eine eigene Box hauptsächlich für Kundenevents unterhält.
Eurex Box in The Stoop
Da die Kunden dieses Wochenende wohl lieber Weihnachtsgeschenke kaufen, waren außer uns noch ein paar andere Kollegen mit Freunden in der Box. Außer prima Sitzen mit klasse Blick aufs Spielfeld bietet so eine Box noch ein (halbwegs) warmes Mittagessen und freie Getränke (d.h. in England immer free beer). Super Service. Ein Experte für Rugby war auch unter den Freunden von Kollegen und der konnte uns das ein oder andere erklären; z.B. was ist ein Scrum, was ist ein Try.
Das Spiel war wie erwartet nicht sonderlich spannend nach dem großen Vorsprung der Harlequins aus dem Hinspiel aber trotzdem sehr sehenswert.
Besonders spektakulär: Der Einwurf
Am Ende gewannen die Harlequins hoch verdient 59-7 und nach der letzten Runde Freibier haben wir uns dann per Fahrrad auf den Heimweg gemacht.
Wer hätte gedacht, dass sich ein Punkt auf der Liste so schnell abhaken lässt.

11.12.2015

Bucket List - was wir noch unbedingt sehen müssen

Oh ist das lange her, seit ich das letzte Mal hier was gepostet habe. Dann mal flugs was neues!
Mein Vertrag hier läuft ja im Sommer nächstes Jahr aus und so wie das aussieht geht es dann wieder zurück Richtung Frankfurt. Da ist es an der Zeit sich mal wieder Gedanken zu machen, was man hier in London noch unbedingt machen oder sehen will. Dazu habe ich jetzt eine Bucket List angefangen, die ich hier im Laufe der Zeit vervollständigen werde. Sollten wir dann diesen Punkt auf der Bucket List tatsächlich abgeschlossen haben, werde ich auch darüber berichten und hier verlinken.

Shoppen
Herrenausstatter in der Savile Row

  • Einen englischen Anzug kaufen
    Ja, das will ich wirklich. Nach 1 1/2 Jahren in London erscheint es an der Zeit, einen schicken Tweed für den Kleiderschrank zu haben.
Sport



  • Nach Ascot zum Pferderennen, am besten in der Royal Ascot Week
  • In Wimbledon ein Tennismatch sehen
  • Zum Ruderrennen Oxford - Cambridge
  • Zu einem Cricket Match
  • und zu einem Rugby Match
    (und schon abgehakt)
  • ein Football Match
Auto 
Motorshow in Uxbridge

  • Auf ein anderes Autoklassiker-Treff mit dem Reliant fahren
  • Ein Londoner Cab fahren
  • Einen Nissan Figaro ausprobieren
Veranstaltungen / Musik
Royal Opera (Covent Garden)
  •  In die Royal Opera gehen
    (Extrem teuer - soll das Geld aber wert sein)
  • Ein Konzert im Londoner Palladium besuchen
    (OK, das ist jetzt leicht gepfuscht, weil ich schon Karten für Joe Jackson im Februar habe)
  • Noch ein Konzert in der Royal Albert Hall
    (Auch gepfuscht, dafür habe ich Karten im März für Paul Heaton)
    Update: Das Konzert von Paul Heaton schaffen wir nicht, da sind wir in Urlaub
  • Besuch im Parliament s. http://www.parliament.uk/visiting/
Wer noch andere Vorschläge hat, kann die gerne hier oder per Email mitteilen. Ich bin für alles offen.

04.11.2015

Trends in Prozent - was macht der Londoner im Zug und in der U-Bahn

Da ich ja fast jeden Tag mit dem Zug und mit der U-Bahn fahre und es oft zu eng zum Lesen von großvolumigen Zeitungen ist, widme ich mich z.Z. der Statistik:

1. Was tut der Londoner in U-Bahn und Zug morgens

 Ja, das ist jetzt nicht so überraschend. Der Londoner ist morgens müde, daddelt gerne mit dem Smartphone und liest.
Hier wird gerade mehr geschlafen als gedaddelt

Was für mich neu war, im Vergleich zu Deutschland, sehe ich sehr häufig Frauen in der Bahn, die sich morgens im Zug komplett schminken. Letztens habe ich eine Frau gesehen, die sich inmitten des gut gefüllten Zuges auf den Boden hockte, so dass ich dachte, der Dame ist schlecht geworden. Dann zog sie aber einen voluminösen Schminkbeutel heraus und machte sich hübsch für das Büro, kein leichtes Unterfangen in einem Vorortzug.

2. Und was macht der Londoner mit seinem Smartphone



Natürlich habe ich allen Mitreisenden auch über die Schulter geschaut und gecheckt was die meisten mit ihren Handys so machen. Auch hier dominiert einerseits das Schreiben und Lesen von Messages ("komme etwas später in das Meeting, fangt schon mal ohne mich an", "Mike sah gestern so süüüß aus ;-)))))" - lese ich alles mit) und andererseits die Leute, die auf dem Handy ständig Facebook Updates überwachen. Da ich nicht mehr so häufig in Deutschland U- oder S-Bahn fahre, weiß ich nicht, ob sich das mit dem Verhalten der deutschen Pendler deckt.
Interessant ist hier noch, dass viele der Pendler zwei Handys in der Tasche haben, ein Android bzw. iPhone für den privaten Gebrauch und ein Firmen-Blackberry zum Schreiben von Emails. Gespielt wird hier eher weniger im Pendlerzug und in der U-Bahn zur Arbeit, aber ich fahre auch mit den Büromenschen und nicht den Schulkindern. Eventuell sieht das zu einer anderen Uhrzeit ganz anders aus.
Videos werden viel im Zug geschaut, auch auf größeren Tablets. Das liegt daran, dass es hier eine ganz ausgezeichnete App der BBC gibt, die das komplette Fernsehangebot kostenfrei, on demand oder auch zum Download anbietet. D.h. man kann sich abends die gewünschten Beiträge aufs Handy laden und dieses dann am folgende Morgen in der U-Bahn auch ohne Internet-Access anschauen. Auf die Art und Weise kann man dann auf dem Weg zur Arbeit die letzte Folge von "Doctor Who" oder das Finale von "British Bake Off" schauen. Habe ich auch schon mehrfach gemacht.
Ja und es gibt dann auch noch diese ewig Gestrigen, die Ihr Telefon zum Telefonieren benutzen, aber das sind gerade mal noch 2% bzw. eine Handvoll.

3. Und was liest man und wie

Gelesen wird tatsächlich viel. Aber hier hat sich zumindest in London einiges verschoben. Morgens sieht es so aus.
Man sieht: Die gedruckte Zeitung spielt keine allzu große Rolle. Und hier in London werden viele E-Reader, hauptsächlich die Kindles von Amazon, genutzt. Schätze mal es liegt auch daran, dass diese wenig Platz wegnehmen.
Abends sieht es etwas anders aus, da dann der "Evening Standard" das Bild dominiert.
Da es den "Evening Standard" abends an wirklich jeder Ecke für umsonst gibt, lesen fast die Hälfte der Leute, die im Zug lesen, auch den Standard.

Und was mache ich im Zug?

 

Meistens beschäftige ich mich mit einem Buch, wenn es der Platz in der Bahn zulässt und meine Augen nicht zu müde sind. Ich habe inzwischen eine Lesebrille, aber die nehme ich nicht  mit in den Zug. Ab und zu spiele ich auf dem Handy, aber dazu brauch ich meistens Internet und das ist ein rares Gut in Zug und U-Bahn. Chatten via Whatsapp ist auch immer mal wieder dabei. Oft teile ich Antja mit, wo ich gerade bin und ob ich noch rechtzeitig zum Abendessen zu hause bin (wie fast alle Familienväter in der U-Bahn neben mir - obwohl die unterhalten sich mit ihrer Frau und nicht mit Antja). Also bei mir ist alles kaum anders als bei dem Durchschnitts-Londoner

28.10.2015

Top Tipp für einen Sonntag in London

Wir haben ja jetzt schon eine Menge Besuch gehabt, gerade eben sind unsere Nachbarn aus Bad Vilbel wieder zurück geflogen. Und diese Gäste verlassen sich ja gerne auf unsere Expertise, was einen touristisch interessanten Ausflug nach London ausmacht. Deshalb hier mal auch als Dienstleistung an die geneigten Leser, die uns noch nicht besucht haben, ein Abriss für einen idealen Sonntag in London.

1. English Breakfast


Angefangen wird der Tag mit dem klassischen Frühstück englischer Art. Dies kann man in verschiedenen Pubs gerade sonntags morgens bekommen. Ein englisches Frühstück sollte zumindest ein Ei (Spiegelei oder "poached egg"), baked beans, black pudding, ein paar gebratene Pilze und Tomaten sowie einen Toast mit Orangenmarmelade aufweisen.


2. Besuch eines Marktes - Brick Lane

Nach dem Frühstück sollte man sich auf den Weg zu einem Sonntagsmarkt machen; wir empfehlen hier die Brick Lane. Immer noch der wohl quirligste Markt am Sonntag. Es gibt Alternativen wie Brixton oder Camden Lock, aber Brick Lane ist immer noch der Verrückteste und das Zentrum der Hipsterkultur am Sonntag.
Alte Kameras in der Brick Lane
Außer Kameras, Handtaschen, T-Shirts und Poster bietet der Brick Lane Market auch eine vortreffliche Auswahl an exotischen Essensständen. Wer schon immer mal lettisch oder peruanisch essen wollte, findet hier was er sucht.

Das ist ein Stand aus Sri Lanka

Somit ist auch gleich für das Mittagessen gesorgt - falls noch etwas nach dem English Breakfast reinpasst.

3. Die Dachterrasse bei St. Paul's


Nach dem Markt kann man sich auf den Weg westwärts machen und einen wunderbaren Blick über St. Paul's und Umgebung genießen. Direkt neben St. Paul's gibt es eine kleinere Shopping Mall (One New Change), die über eine Dachterrasse verfügt und einen atemberaubenden Blick auf St. Paul's und Umgebung zulässt.
Bei Sonnenuntergang noch besser
Wer also verpasst hat, sich Tickets für unsere andere Empfehlung, den Sky Garden, zu besorgen, kann hier einen Blick auf das Londoner Panorama werfen. Die Dachterrasse ist auch gratis und kann ohne vorherige Reservierung besucht werden. Am besten man sucht im Shopping Center direkt den Aufzug, fährt mit diesem in den 6. Stock und staunt dort dann Bauklötze. Es gibt auch eine schicke Bar auf der Terrasse, so dass man bei einem Cocktail über die Schönheit von St. Paul's diskutieren kann.

4. Millenium Bridge

Wo man jetzt schon mal in der Gegend ist, kann man auch gleich noch von St. Paul's aus über die Millenium Bridge zur Tate Modern flanieren.

Voll ist es hier fast immer
Wer will macht einen Abstecher in die Tate Modern (gratis wie fast alle Museen in London) und schaut sich einen Picasso oder auch eine Beuys-Installation an.

Picasso for free
Wer sich nicht so für Kunst interessiert, kann sich auch einfach weiter an der Southbank entlang der Themse treiben lassen.

5. Abends zum krönenden Abschluss in den Pub

Den Abend beschließt man dann am besten bei einem Bier oder Cider in einem der vielen guten Pubs. Dazu entweder einen Burger oder besser noch Fish & Chips.
Das ist ein sehr netter in Richmond, aber auch in der Londoner Innenstadt gibt es gute Pubs
Und dann lässt man den Tag Revue passieren und diskutiert wieso nicht jeden Tag Sonntag ist.

16.10.2015

Squeeze 2015

Wer hätte das gedacht. In den 80igern als wir alle noch wild und ungezähmt waren, habe ich so viel Musik konsumiert, dass ich den Keller in Bad Vilbel immer noch voll habe. Besonders geliebt habe ich Joe Jackson, The Specials, Madness und vor allem Squeeze. Und nach dem wir dieses Jahr schon Specials, Madness gesehen haben, ist Squeeze auf einmal wieder da und top-aktuell. Nach 17 Jahren Abstinenz haben sie wieder eine neue Platte (sagt man das heute noch?) aufgenommen und haben auch die Musik zu einer feinen, kleinen Serie auf BBC beigesteuert. Der Titelsong für die Serie ist auch gleichzeitig der Namensgeber für das neue Album.


Jünger sind auch die Musiker von Squeeze natürlich nicht geworden, aber immer noch sehr aktiv hier. Und weil wir in London natürlich alles mitnehmen was angeboten wird, stand jetzt ganz oben auf der Londoner Bucket List ein Konzert mit Squeeze in der Royal Albert Hall.

Royal Albert Hall, London - Nov 2012 by Diliff - Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Commons.
Und das war dann gestern und es war natürlich super (sonst würde ich hier gar nicht drüber schreiben). Wie schon bei den bisherigen Konzerten hier in London ist für uns als zurückhaltende Deutsche überraschend wie sehr die Engländer bei solchen Konzerten mitgehen.

Es füllt sich gerade
Obwohl die Songs von Squeeze nicht gerade einfach gestrickt sind, wurde bei den grossen Hits mitgesungen und in der altehrwürdigen Royal Albert Hall auch getanzt. Bei manchen der Herrschaften musste man ein wenig Sorgen haben, ob das ihr Herz noch mitmacht, aber die Stimmung war klasse.

Difford und Tilbrook
Der Sound war so lala. Ich schätze mal, dass die Royal Albert Hall damals nicht für New-Wave-Konzerte gebaut wurde. Aber die Lightshow war super, die Band war gut aufgelegt und steigerte sich in einen echten Spielrausch rein.
Nach so einem Konzert denke ich gerne über ein weiteres Jahr in London nach, es gibt ja noch soviel zu sehen...

Hier noch als Bonus Track der aktuelle "Hit" von Squeeze - "Happy Days"


15.10.2015

Great British Bake Off - unser zweites Mal

Über Fernsehen in England habe ich hier in dem Blog ja schon mal geschrieben. Hier mal über eine ganz spezielle Sendung, die uns jetzt schon im zweiten Jahr begleitet:


Als wir vor einem Jahr hier ankamen, war eines der Highlights im Fernsehprogramm das damals laufende Great British Bake Off 2014. Letztes Jahr war dieser Wettbewerb schon im fünften Jahr und gerade von BBC Two auf BBC One gewechselt, weil es in den Jahren davor schon so erfolgreich war.

Um mal zu zeigen wie erfolgreich die Sendung ist, hier die Top 3 Fernsehsendungen in England von 2014:
  1. Fußball Uruguay - England WM (wobei England übrigens verloren hat und ausgeschieden ist) - 13,9 Millionen Zuschauer
  2. Finale "Great British Bake Off" -  13,5 Millionen Zuschauer
  3. Sherlock, eine Folge der BBC Serie mit Benedict Cumberbatch - 12.7 Millionen Zuschauer
The Great British Bake Off ist eigentlich eine einfache Talentshow, so wie Masterchef oder auch "Das Supertalent". Allerdings geht es nur um Backen und der beste Bäcker bekommt keine eigene Show, eine Million oder ähnliches, dem Sieger winkt gerade mal der Titel und eine Kuchenplatte.
Das ganze findet in einem großen Zelt in einem englischen Park statt und wird von zwei "Comediennes" (Mel & Sue) moderiert.

Rechts Sue & Mel, links die Juroren Paul Hollywood und Marry Berry

Die Kuchen werden von zwei mehr oder minder bekannten Bäckern, Mary Berry und Paul Hollywood, bewertet. Diese zwei geben auch die Aufgaben vor und entscheiden am Ende jeder Sendung wer ausscheidet und wer den Titel Star Baker (also bester Bäcker der Folge) bekommt. Im Finale treten dann, die noch verbliebenen letzten drei Bäcker gegeneinander an und nur der beste wird dann benannt, es gibt keinen zweiten oder dritten Platz.
In jeder Folge backen die Teilnehmer sich durch drei Aufgaben, als da wären
  1. die Signature Challenge: Ein thematisch vorgegebenes Gebäck, bei dem Rezept und Zutaten den Teilnehmern überlassen wird, es muss nur ein paar Kriterien genügen, z.B. Blätterteig mit Fruchtfüllung
  2. die Technical Challenge: Hier werden Rezept und Zutaten sehr genau vorgegeben, die Teilnehmer bekommen eine begrenzte Menge an Zutaten und ein rudimentäres Rezept. Den Rest müssen die Bäcker dann durch Erfahrung oder Gespür selber herausbekommen
  3. die Showstopper Challenge: Hier geht es jetzt darum die Juroren zu beeindrucken. Funktioniert wie die Signature Challenge, nur haben die Teilnehmer mehr Zeit und dementsprechend bombastisch wird dann auch das Ergebnis

Und wieso ist das jetzt spannend? 

Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Ich schätze mal hier kommen viele Sachen zusammen. Das Ganze geht für einen Wettstreit sehr entspannt zu, die Teilnehmer helfen sich sogar gegenseitig, die Moderatoren agieren eher zurückhaltend bis auf das etwas nervige Startkommando: Get - Set - Baaaake! und fast alle Teilnehmer kommen sehr sympathisch rüber. Und vielleicht ist ja das Backen wirklich eine sehr angenehmer Britischer Wesenszug.


Die Ausstrahlung der Folgen war immer am Mittwoch. Jeden Freitag gab es dann auf BBC 2 noch eine humorige Nachlese der letzten Folge, bei der dann auch der als letzte ausgeschiedene Bäcker noch einmal auftritt und die besten Momente vom Mittwoch erörtert werden. Alles rundum sehr sympathisch.
In UK hat das natürlich zu einem neuen Back-Boom geführt, die Umsätze von Backbücher und Zutaten gehen durch die Decke, die beiden Backjuroren verkaufen was das Zeug hält und die beiden Moderatorinnen sind natürlich auch in anderen Sendungen sehr gefragt.
Für uns war es beim zweiten Mal immer noch eine Sendung zum Mitfiebern. Wir haben alle Folgen aufgenommen und geschaut wann gerade Zeit war. Fast jeder von uns hatte einen Favorit und das Finale war auch diesmal die Krönung. Wer will kann sich alle Folgen noch auf Youtube (wenn auch in schlechter Qualität) anschauen, da Bake Off seinen eigenen YouTube-Kanal hat. Jetzt denken wir schon über Great British Bake Off 2016 nach und wie wir das dann in Deutschland sehen können.

09.10.2015

Rugby World Cup 2015 - das lief eher suboptimal

Es hätte so schön werden können; World Cup in Rugby in England mit dem Finale bei uns um die Ecke in Twickenham.

Anton und Elan vorm Twickenham Rugby Stadion: The Home of England Rugby

Ganz England war zwei Wochen im Rugby-Rausch. Alle Werbung war auf Rugby ausgerichtet, die Werbegeschenke waren alle nur noch Ei-förmig und Waterloo-Station zugepflastert mit Rugby-Plakaten.

Zuerst sah es noch ganz gut aus. Ziemlich sicher gewann England das erste Spiel hier in Twickenham gegen Fiji 35-11. Und dann versemmelte England alle seine Chancen, in dem die Mannschaft erst Wales und dann auch noch Australien unterlag.
Ausgeschieden in der Vorrunde, was für ein Debakel.
Vielleicht sollte Großbritannien sich überlegen, ob sie nicht als komplettes Land bessere Chancen hat. Wales und eventuell sogar Schottland sind wohl weiter dabei, nur England hat es erwischt. Gottseidank nehmen es die Engländer sportlich, sind ja Kummer gewohnt. Da erfinden die andauernd neue Sportarten (Cricket, Tennis, Rugby, Fußball), bringen diese in die weite Welt und verlieren dann am Ende gegen ihre eigenen Schüler. Derzeit Top sind die Engländer noch in Darts, Snooker und vor allem Bowls.
Bowling Green im Battersea Park
Aber warte nur ein Weilchen England, dann gewinnt Fiji auch noch die Bowls Meisterschaften.

Kew im Herbst

Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah: Auch im zweiten Jahr hier in London haben wir eine Jahreskarte für die Royal Botanic Gardens in Kew gekauft und können da immer noch Ein- und Ausgehen.
Immer wieder klasse: Das Palmenhaus
Und dazu haben wir auch noch eine bald auslaufende Mitgliedschaft für die Historic Royal Palaces und zu denen gehört der Kew Palace, ein Palast in Kew Garden. D.h. wer in den Kew Palace will, muss erst einmal Eintritt für den Kew Garden und dann noch ein zweites Mal für den Kew Palace bezahlen. Wir Sparfüchse kommen natürlich in beides gratis rein.
Ein richtiger Palast ist der Kew Palace nicht, eher ein Wohnhaus für die königliche Familie von King George III.

Puppenstube im Kew Palace
Das Haus war nicht zum Repräsentieren gedacht, sondern eher ein Rückzuggebiet für die Familie des kranken König (der war nämlich ein bisschen Gaga). So gibt es in dem Palast keine grossen Prunkzimmer oder riesige Säle sondern kleine praktikable Zimmer und überschaubare Flure.

Hier der Salon
Und wir hatten Glück. Kew Palace ist inzwischen für die Wintermonate geschlossen und macht erst wieder im Frühjahr auf.
Nach dem Besuch des Palace sind wir dann noch durch den herbstlichen Kew Garden und haben mit Nora (meine Nichte, die z. Z. bei uns wohnt) den Treetop Walkway bezwungen.

Auf der anderen Seite kann man, wenn man ganz genau hinschaut, Antja und Nora erkennen

04.10.2015

Pferderennen und Madness Konzert - One Step Beyond


Da wir gerade so schön bei Konzerten sind, gleich noch ein zweites, ganz besonderes hinterher. Und zwar zieht derzeit die Ska-Band Madness (für die spät geborenen unter den Lesern: Das war eine der Top-Bands in den 80ern) über die Pferderennbahnen Englands und tritt nach dem Renntag gleich neben der Rennbahn auf. Tickets sind für beide Events gültig.

Hier gibt es noch klassische Buchmacher

Somit konnten wir gleich zwei englische Freizeitbeschäftigungen mit einem Besuch bewundern, Pferderennen und -wetten, sowie das Mitsingen bei Open Air Konzerten. Die gewählte Rennbahn war jetzt nicht gleich Ascot sondern der Newbury Racecourse ca. 80 Meilen westlich von unserem Zuhause und London. Das Wetter war ausnahmsweise wieder super und so haben wir uns an einem Samstag Mittag in Newbury mit vielen anderen am Eingang in einer Schlange wiedergefunden.
Das Publikum war etwas anders als wir es von Londoner Events gewohnt sind, sehr englisch, nicht so international. Die Damen hat sich aufgehübscht, die Herren waren noch recht rustikal.
Zusammen mit dem Ticket hatten wir Gutscheine für Essen und Trinken und natürlich Gutscheine zum Wetten bekommen. Auf dem Wettzettel standen 7 oder 8 Rennen, da galt es sich schnell kundig zu machen, wie das Wetten funktioniert und natürlich die richtigen Pferde auszuwählen.
Hier am Führring haben wir uns die Pferde ausgesucht
Da wir von Pferden und Galopprennen etwa soviel Ahnung haben wie von balinesicher Tempeltanzkunst, haben wir gleich einfach nach Gutdünken und Aussehen der Pferde entschieden. Folgerichtig haben wir mal gewonnen und mal verloren, wie es sich gehört und am Ende tatsächlich mehr als den Einsatz wieder rausgeholt, als wir im letzten Rennen auf das einzige deutsche Pferd im Rennen gesetzt haben.
Der vordere ist unser Favorit
Unsere Verzehrgutscheine zu verwenden war da schon schwieriger. Überall waren mittelgrosse Schlangen für die Essensstände, wie für Getränke. Manche schienen da auf Nummer sicher zu gehen:
Die Herren dachte sich: "Better safe than sorry"
Und für unsere Pies haben wir bestimmt eine halbe Stunde angestanden. Dazu muss man auch wissen, dass es auf der Rennbahn auch eine Klassengesellschaft gibt; insgesamt drei verschieden Tribünenarten gab es und wir waren natürlich auf den billigsten Plätzen. Dort gibt es dann das einfachere Essen, die längeren Schlangen und man unterliegt keinem speziellen Dresscode. Am Ende des Renntags gingen dann die Schranken auf und wir durften auch in die etwas feineren Abteilungen.
Um kurz nach fünf fing dann recht pünktlich das Konzert an.
"One Step Beyond"
Ich kannte ja Madness noch aus der "guten alten Zeit"©, aber trotz mittlerweile 35 Jahren Bandgeschichte, erschien mir die Band immer noch sehr gut aufgelegt und gar nicht so routiniert wie erwartet. Das Publikum war wie immer bei den Konzerten, die wir hier in England besucht haben, voll dabei und die Umgebung mit Rennbahn und Wald war einfach superb.

Als das Konzert losging habe ich dann noch festgestellt, dass ich meine Kamera irgendwo liegen gelassen habe. Aber Wunder oh Wunder wir haben sie bei der Rezeption zurückerhalten, sonst hätten wir hier auch nicht so schöne Fotos.

Die Rückfahrt zog sich etwas, dank Wochenendstau aber das hat sich auf jeden Fall gelohnt, ich habe sogar einen Sonnenbrand auf der Nase mitgebracht.

27.09.2015

Hoxton und die Great Lake Swimmers

Da wir ja jetzt schon über die Hälfte der geplanten Zeit, die wir in London leben wollten, hier sind, haben wir bei manchen Sachen, die wir unternehmen, schon das Gefühl, dass wir das zum letzten Mal machen oder dass wir das unbedingt noch mitmachen müssen. Besonders bei Konzerten beschleicht mich das Gefühl, dass wir von der Sorte nicht all zu viel in Frankfurt und Umgebung erleben werden.
Wir haben ja schon viel im Rhein-Main Gebiet gesehen und mitgemacht nur Konzerte in London sind schon etwas sehr spezielles.

Diesmal standen die Great Lake Swimmers auf dem Zettel, eine kanadische New Folk Band. Und diesmal war es keine Mega-Riesig-Arena sondern ein kleiner Club in Hoxton und das ist natürlich viel besser.
Zuerst haben wir so nahe an der Bühne gestanden, dass die Hosenbeine mitgewippt haben, wenn der Schlagzeuger auf die Bass-Drum eingedroschen hat. Dadrauf haben wir uns weiter nach hinten verzogen und es wurde noch ein prima Konzert.


Besonders gelungen war dann noch der Song "I must have someone else's blues" (s.o.), da durften wir alle mitsingen.

Danach sind wir noch kurz durch das hippe Hoxton und sind dann wieder zurück ins eher beschauliche Richmond gefahren, wo Fuchs und Eichhörnchen sich gute Nacht sagen.

15.09.2015

#LoveRefugees

Das Thema Flüchtlinge ist inzwischen auch in UK angekommen, auch wenn David Cameron und die Tories darüber erst gar nicht reden wollen. Da die Tories ja nächstes Jahr darüber abstimmen lassen, ob Großbritannien überhaupt noch in der EU bleiben soll, war klar, dass die britische Regierung sich auch kaum um Flüchtlinge innerhalb der EU kümmern möchte. UK gehört ja auch nicht zum Schengen Gebiet und hat auch ganz andere Grenzbestimmungen was wiederum zu einigen Problemen in Calais führt.
Aber Großbritannien und London sind ja nicht nur die Tories und die Regierung. Inzwischen werden die Stimmen hier laut, die die Regierung auffordern, die Grenzen zu öffnen und mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Die gesamte Immigrationspolitik steht jetzt auch hier auf dem Prüfstand und das ist gut so. Wenn man sich London so ansieht, kann man sehr gut erkennen wie eine Stadt von Immigranten profitiert. London wäre sehr viel langweiliger und provinzieller ohne den ständigen Zuzug von Migranten. Und so wurden wir von Secret Cinema zu einem extra Abend unter dem Motto #LoveRefugees mit Film und Musik eingeladen.


Das ganze war wie auch die vielen anderen Secret Cinema Events gut organisiert und die Einnahmen gingen zugunsten des Refugee Councils sowie einer gleichzeitigen Filmaufführung in dem Flüchtlings-Camp in Calais.
So sah es in Calais aus

Startpunkt war der schnieke Sloane Square in Chelsea, wo sich die kleine Protestgruppe versammelte (fast so etwas wie eine Demo).


Von da aus ging es zum Veranstaltungsort, der Cadogan Hall. Zu sehen gab es zwei sehr intensive Filme über Flüchtlingskinder, die uns doch etwas bedrückt zurück ließen und Musik von zwei Künstlern.
und so sah es in London aus

Der Sprecher des Refugee Councils, der das ganze moderierte, fasste die Flüchtlingsthematik sehr schön zusammen, in dem er in ungefähr sagte: "Flüchtlinge sind keine Bedrohung, sondern ein Zugewinn für jede Gesellschaft".
Wollen wir mal hoffen, dass David Cameron und die britische Regierung das bald ähnlich sehen.
#LoveRefugees